Retinol ist in aller Munde oder besser gesagt in allen Tiegeln. Cremes, Seren und Öle setzen auf die Substanz, um Falten und Unreinheiten zu bekämpfen.
Fälschlicherweise wird Retinol häufig mit Vitamin A gleichgesetzt. Wir erklären, worum es sich bei diesem Wirkstoff wirklich handelt und worauf Sie bei der Anwendung achten sollten. Natürlich klären wir auch die Frage, ob Retinol zu Recht den Namen Faltenkiller verdient.
Wir nehmen‘s genau: Retinol ist nicht gleich Vitamin A
Retinol wird häufig als Synonym für Vitamin A genutzt. Streng genommen ist Vitamin A aber kein einzelnes Vitamin, sondern eine Stoffgruppe.
Zu dieser Gruppe zählt Retinol, auch Vitamin A1 genannt. Daneben gibt es noch Retinsäure, Retinal und Retinylpalmitat.
Vitamin A sorgt ganz allgemein für gute Augen. Retinol, als spezielle Form von Vitamin A, werden hingegen zahlreiche positive Wirkungen auf die Haut nachgesagt.
Retinol: vom Pickelhelfer zum Anti-Aging-Wirkstoff
Retinol ist eine altbewährte Substanz, wenn es um die Aknebehandlung geht. Mit den Jahren hat die spezielle Vitamin-A-Form ihren Siegeszug weiter vorangetrieben und gilt nun als herausragendes Anti-Aging-Mittel.
Zahlreiche Pflegeprodukte werben damit, dass Retinol der Hautalterung entgegenwirken kann. Auch Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die Substanz bei der Milderung von Fältchen hilft.
Fragt sich nur, auf welche Weise die Wundersubstanz bei der Hautalterung auf die Bremse tritt. Eine Studie1 geht davon aus, dass der faltenreduzierende Effekt darauf beruht, dass Retinol die Kollagenproduktion anregt.
Kollagen nimmt in Ihrem Körper eine wichtige Rolle ein. Es wird als Stützkorsett der Zellen bezeichnet und polstert gemeinsam mit Retinol die Gewebezellen von innen heraus auf. Falten werden auf diese Weise weniger sichtbar, Ihre Haut erscheint glatter und praller.
Retinol kann aber noch mehr. Bestimmt ist Ihnen bekannt, dass UV-Strahlen die Hautalterung stark vorantreiben. Retinol soll dafür sorgen, dass die Spuren der Sonneneinstrahlung weniger deutlich hervortreten.
Falten, Trockenheit und Überpigmentierung, infolge UV-geschädigter Haut, werden mithilfe von Retinol nachweislich gemildert. Voraussetzung ist, dass eine ausreichende Retinol-Konzentration über einen längeren Zeitraum angewendet wird.2
Drei verschiedene Retinol-Formen sorgen für schöne Haut
Insgesamt gibt es drei verschiedene Arten von Retinol. Darunter fallen Vorstufen von Retinol, die als Retinol-Ester bezeichnet werden.
Daneben existiert reines Retinol und eine Substanz, die auf den Namen Tretinoin hört. Dabei handelt es sich um die aktive Retinsäure.
Ganz schön kompliziert, nicht wahr? Die Haut weiß mit den verschiedenen Substanzen aber gut umzugehen. Sie wandelt die Retinol-Vorstufen in Retinol um, wodurch wiederum Tretinoin entsteht.
Sie möchten genau wissen, wie Retinol dem Hautbild auf die Sprünge helfen kann? Dazu müssen wir ein wenig tiefer in die Materie einsteigen.
Bis hierhin haben wir gelernt, dass es drei verschiedene Retinol-Formen gibt, die der Körper verwerten kann. Lassen Sie uns einen genauen Blick auf die drei Kandidaten werfen.
1. Retinol-Ester
Wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei um Vorstufen von Retinol. Mithilfe von chemischen Reaktionen ist die Haut in der Lage, die Umwandlung in Retinol sicherzustellen.
Retinol-Ester sind nicht aktiv, was aber nicht heißt, dass sie nicht wirksam sind. Zwar sind sie weniger potent, aber auch besonders sanft zu empfindlicher Haut.
Zu viel Retinol kann Entzündungen, Rötungen oder brennende Haut provozieren. Wenn Sie sensible Haut besitzen, sind Retinol-Ester eine gute Alternative für Sie.
So erkennen Sie, ob Retinol-Ester in einem Produkt enthalten sind:
Schauen Sie sich die Inhaltsstoffliste an. Retinol-Ester verstecken sich hinter folgenden Bezeichnungen: Retinyl Palmitate, Retinyl Linoleate, oftmals inkorrekt aufgeführt als Retinol Palmitate bzw. Linoleate
2. Retinol
Ihre Haut wandelt reines Retinol zu Retinaldehyd und schließlich zu Retinolsäure (Tretinoin) um. Dafür sind Oxidationsprozesse notwendig.
Reines Retinol mit einem hohen Prozentsatz wirkt sehr reizend. In der EU werden in der Regel Höchstkonzentrationen von bis zu einem Prozent eingesetzt.
So erkennen Sie, ob reines Retinol in einem Produkt enthalten ist:
Halten Sie auf der Inhaltsstoffliste Ausschau nach der Bezeichnung „Retinol“.
3. Tretinoin
Bei dieser Substanz handelt es sich um Vitamin-A-Säure, auch als Retinsäure bezeichnet. In sehr kleinen Mengen kommt Retinoid in Ihrem Körper natürlicherweise vor.
Auf der Haut angewendet, führt Tretinoin zu starken Reizungen. Deshalb werden keine kosmetischen Produkte mit reinem Tretinoin angeboten. Allerdings enthalten verschreibungspflichtige Arzneimittel gegen Akne Tretinoin.
Welche Retinol-Form eignet sich am besten?
Bei Retinol ist es wichtig, Verträglichkeit und Wirksamkeit zu verbinden. Bei der Entwicklung von Hautpflegeprodukten ist deshalb viel Know-how gefragt. Zu viel reines Retinol kann Entzündungsreaktionen begünstigen.
Zu wenig wirksame Bestandteile reichen nicht aus, um die Kollagensynthese dauerhaft anzukurbeln.
Hautpflegeprodukte setzen deshalb auf verschiedene Formen von Retinol in einem guten Mischungsverhältnis. Für die tägliche Pflege eignen sich geringe Dosierungen von „Retinyl Palmitate“ oder andere Vorstufen von Retinol.
Nicht selten wird Retinol-Ester nachgesagt, dass sie keine Wirkung erzielen können. Studien beweisen allerdings das Gegenteil. So kann Retinyl Palmitate einer Untersuchung zufolge die Zeichen der Hautalterung korrigieren.3
Retinol wird im Alter immer wichtiger
Es gibt einen entscheidenden Grund, warum vor allem im Alter zu Hautpflegeprodukten geraten wird, die Retinol enthalten.
Wenn Sie jung sind, kann Ihr Körper mithilfe von Vitamin A-haltigen Lebensmitteln Retinol bilden. Ihre Haut bedankt sich dafür mit ausreichend Elastizität.
Im Alter gelingt es Ihrem Körper aber immer weniger, Vitamin A in die wertvolle Substanz umzuwandeln. Zudem kann Sonneneinstrahlung Ihrem Körper viel Vitamin A rauben.
Die Folge: Ihr Organismus kann nicht mehr ausreichend Retinol herstellen. Einen Mangel erkennen Sie daran, dass Ihre Haut an Spannkraft und Feuchtigkeit verliert. Sie wirkt dünner und bildet Falten aus.
Dadurch kann ein ungünstiger Prozess angestoßen werden. Schließlich ist eine geschwächte Haut angreifbarer für „Feinde“ aus der unmittelbaren Umgebung. Dazu zählen UV-Strahlung und Feinstaub. Im weiteren Verlauf können Sie für eine unregelmäßige Pigmentierung sorgen, die Ihr Hautbild älter erscheinen lässt.
Retinol Dosierung: Sensibelchen aufgepasst!

Retinol kann bei sensibler Haut zu Reizungen führen. Wenn Sie zu den Retinol-Neulingen zählen, sollten Sie die Finger von hoch konzentrierten Präparaten, die viel reines Retinol enthalten, lassen.
Tasten Sie sich langsam an die für Sie beste Dosierung heran und wählen Sie zunächst ein Produkt mit höchstens 0,5 % reinem Retinol aus. Wenn Sie Irritationen auf Ihrer Haut entdecken, kann das ein Zeichen dafür sein, dass Sie Ihre individuelle „Retinol-Schwelle” erreicht haben.
Besonders vorsichtig sollten Sie mit Ihrer Augenpartie sein. Sie ist sehr empfindlich und reagiert schnell mit Rötungen und Irritationen.
Wenn Sie sich bezüglich der Retinol-Dosierung unsicher sind, können Sie Ihren Dermatologen zu Ihrem Hautbild befragen. Attestiert er Ihnen ein empfindliches Hautbild, empfiehlt sich ein Produkt mit einem niedrigen Retinol-Gehalt.
GUT ZU WISSEN!
Retinol soll ihre positiven Eigenschaften vor allem in der Nacht entfalten, wenn Ihre Haut mit Regenerationsprozessen beschäftigt ist. Tagsüber kann die Sonneneinstrahlung Retinol die Wirksamkeit rauben.
Anwendungstipp: Retinol nur sparsam auftragen
Cremen Sie zunächst eine kleine Hautpartie im Gesicht ein. So können Sie testen, wie Sie auf Retinol reagieren.
Mithilfe von Hautpflegeprodukten kann Ihre Haut Retinol aufnehmen. Überdosierungen müssen Sie durch die Anwendung von angereicherten Hautpflegeprodukten nicht fürchten, sofern Sie sich nicht übermäßig eincremen oder sehr hohe Konzentrationen verwenden.
Einige Hersteller weisen jedoch darauf hin, dass reines Retinol ausschließlich im Gesicht zur Anwendung kommen sollte. Schließlich kann das Auftragen auf große Körperpartien die Aufnahmemenge stark erhöhen.
GUT ZU WISSEN!
Schwangere sollten sich zunächst genau informieren, bevor sie Retinol-Cremes verwenden. Während der Inhaltsstoff Retinyl Palmitate als unbedenklich gilt, sollten andere Retinol-Formen aus Sicherheitsgründen nicht zum Einsatz kommen.
Retinol und die Sache mit der Sonne
Retinol und seine Abkömmlinge kurbeln die Kollagensynthese in den tieferen Hautschichten an. Dadurch soll die Haut glatter, gesünder und kräftiger erscheinen. Netter Nebeneffekt: die obersten Hautschichten erneuern sich zeitgleich. Das gelingt, indem tote Zellen Platz für neue machen.
Dabei gibt es jedoch einen winzigen Haken. Die toten Zellschichten haben eine wichtige Funktion, denn sie bieten einen natürlichen Sonnenschutz. Wenn Retinol die obersten Hautschichten „auffrischt“, ist die Sonnenbrandgefahr leicht erhöht.
Wenn Sie Ihren Sommerurlaub planen, sollten Sie sicherheitshalber hochkonzentrierte Präparate mit Retinol absetzen.
Adé zu Sonnenbädern? Ganz klares Nein, schließlich sorgen Sonnenstrahlen für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D. Zudem tun sie der Seele gut.
Wenn Sie zeitgleich Retinol anwenden, sollten Sie sich jedoch ausreichend schützen. Dabei helfen Textilien wie Sonnenhut und Co. sowie eine geeignete Sonnenschutzcreme.
Fazit
Unter Vitamin A werden verschiedene Stoffe zusammengefasst. Darunter fällt auch der Faltenbekämpfer Retinol. Die Substanz soll den Aufbau der Hautstruktur unterstützen, die Poren verfeinern und als Antioxidans freie Radikale wirksam bekämpfen.
In Studien konnten die positiven Eigenschaften von Retinol auf die Haut wiederholt nachgewiesen werden. Dabei sollen drei verschiedene Retinol-Formen für schöne Haut sorgen: Retinol-Ester, reines Retinol und Tretinoin.
Der menschliche Organismus kann mithilfe von Vitamin-A-haltigen Lebensmitteln Retinol bilden.
Im Alter fällt es Ihrem Körper jedoch schwerer, Retinol aus eigener Kraft herzustellen. Ein entsprechender Mangel kann sich auch im Hautbild widerspiegeln.
Dann wirkt Ihre Haut trocken und schlaff. UV-Einstrahlung entzieht Ihrer Haut zusätzlich Vitamin A, was die Herstellung von Retinol weiter erschwert. Viele Menschen greifen daher früher oder später zu Retinol-Produkten.
Bei Retinol gilt: Viel hilft nicht unbedingt viel. So kann ein zu hoher Gehalt an Retinol dafür sorgen, dass Irritation und Hautreizungen entstehen. Hochwertige Hautpflegeprodukte setzen daher auf ein gutes Mischungsverhältnis, um Wirksamkeit und Verträglichkeit zu vereinbaren.
Wenn Sie Retinol noch nicht angewendet haben, sollten Sie sich zunächst vorsichtig an den für Sie geeigneten Retinol-Gehalt herantasten. Schließlich reagiert jede Haut anders auf die Substanz.
Experten empfehlen für den Anfang eine Creme mit höchstens 0,5 % reinem Retinol. In Deutschland enthalten ohnehin die meisten Hautpflegepräparate höchstens 0,3 % der Substanz.
Sie wollen das Beste aus Ihrem Retinol-Präparat herausholen? Dann wenden Sie es optimalerweise vor dem Schlafengehen an. In der Nacht ist der Körper ohnehin mit Regenerationsprozessen beschäftigt und kann Retinol bestens gebrauchen.
Da Retinol die obersten Hautschichten erneuert, wird Ihre natürliche Barriere etwas empfindlicher gegenüber UV-Strahlen. Achten Sie daher unbedingt auf einen ausreichenden Sonnenschutz.